Jünkerath kann auf eine über 300 Jahre lange Schultradition zurückblicken. Im Jahre 1691 traf Salentin Ernst, regierender Graf von Manderscheid-Blankenheim, eine für damalige Verhältnisse sicherlich nicht selbstverständliche Entscheidung: die Gründung einer Knaben- und Mädchenschule im heutigen Ortsteil Glaadt. In der Regel besuchten Jungen und Mädchen noch keine Schule. Nur für die Nachkommen höherer Bevölkerungsschichten oder Priesteramtskandidaten boten sich Bildungschancen. Die Schulen des Mittelalters waren Stätten lateinischer Gelehrsamkeit.
„Die Schulkinder sollten niemahlen umb grossen gewins angenohmen und umb kleinen Verdienst halben abgewiesen werden, sondern bey pilligen contentiment“ (= Schulgeld). Es sollte also keine „Höhere-Töchter-Schule“ entstehen, sondern eine Schule, die den Jungen und Mädchen Glaadts und der umliegenden Orte ohne Rücksicht auf Einkommen der Eltern Bildung versprach.
Graf Salentin Ernst versuchte den Grundsatz des Humanismus „Erzieht, lehrt und bildet euch und eure Kinder!“ als Landesherr in die Tat umzusetzen. So bemühte er sich um die Gründung kirchlich geleiteter Schulen, um die Volksbildung in seinem Herrschaftsbereich zu verbessern. Nach seiner Meinung wäre Schulhalten für die Pfarrer eine gute Ausfüllung „ihrer Mußestunden“ und für die Gemeinde ein großer Nutzen, da die meisten so arm seien, daß sie keinen Lehrer bezahlen könnten. Falls Pfarrer sich weigerten, sollte man ihnen einen Teil ihres Gehaltes abziehen und davon Lehrer bezahlen.
In einer 1688 erlassenen Schulordnung für seine Grafschaft schrieb Salentin Ernst den Unterricht in Religion, Lesen, Schreiben und Rechnen vor. Offenbar befolgte man diese Schulordnung nicht wie gewünscht.
Die Väter waren scheinbar nicht bereit, ihre Kinder regelmäßig in die Schule zu schicken. Graf Salentin Ernst wies den Schultheißen des Dorfes Blankenheim an, sich bei einer Strafe von 5 Goldgulden zu verantworten, warum er seine schulischen Befehle nicht pflichtgemäß gehandhabt habe. Außerdem solle er den Schulmeistern für jedes Schulkind unter13 Jahren, das der Schulpflicht nicht nachkomme, eine Strafe von ¼ Reichstaler vom Lohn abziehen. Da die 1666 von Salentin Ernst gegründete Pfarrei Glaadt nur 93 Einwohner zählte, traf der Umstand zu, daß der Pfarrer „unterbeschäftigt“ war. Um in der kleinen Pfarrei ausgelastet zu sein, sollte der Glaadter Pfarrer auch als Lehrer in einer Knabenschule wirken. Zum Erhalt der Schule verständigte sich der Graf mit Pfarrer Reulandt dahingehend, daß die Pfarrei auch in Zukunft an einen Pfarrer übertragen werde, der verspreche, „die jugendt in teutsch und latein zu unterweisen“. So eröffnete der Pfarrer als Lehrer am 18. August
1691 im Pfarrhaus die erste Glaadter Lehranstalt. Das kulturell noch bedeutsamere Ereignis war die im gleichen Jahr eröffnete erste Mädchenschule auf dem Gebiet des heutigen Kreises Daun in Glaadt. Diese Mädchenschule kam unter die Leitung von Nonnen des Ursulinenordens. Als Schule und gleichzeitig Wohnung der Ursulinen errichtete man an der Kirche einen „bequemen Baw“ mit Garten, der heute noch existiert.
Eine getrennte Unterrichtung von Jungen und Mädchen war damals eine Selbstverständ- lichkeit. Noch im Jahre 1715 verordnete das Erzbistum Köln, daß künftig zur Verhütung von Unordnung die Mädchen von den „schulbaren Buben“ getrennt und für sie ein besonderes Zimmer bereitgestellt werden müsse. Laut Stiftungsbrief des Grafen Salentin Ernst erhielten die Ursulinenschwestern den Auftrag „zu dem gemeinen Besten die Kinder neben Lesen und Schreiben auch in der Ehrbarkeit und im Nähen „ zu unterweisen. Der Pastor hatte die Aufsicht; er sollte aber nicht öfter als notwendig vorsprechen.
Neben den schulischen Pflichten hatten die Ursulinen nach Aussage des Stiftungs- briefes eine Fülle von anderen Aufgaben zu erledigen. Hierzu gehörte das „Orgel- schlagen“, Vorbeten des Rosenkranzes, Bepflanzen der Gräber, Küstertätigkeiten und Krankenpflege. Für ihre Tätigkeit gewährte die Pfarrei den Lehrerinnen eine Vergütung von vier Gulden und sechs Albus (ca. 2,50), freie Weide für eine Kuh, drei Schafe und ein Schwein. Das Herrichten der Kirchen- wäsche mit „Seif und Steif“ wurde mit einem Hoppen Heu vergütet.
Die erste Klostervorsteherin und Lehrerin, Margarethe Berg aus Glaadt, stellte einen mit 33 Regeln versehenen Sittenkodex auf, der sich auf die Lebensführung der Lehrerinnen als Klosterinsassinen bezog. So begann das Glaadter und Jünkerather Schulleben vor 300 Jahren, das durch die Initiative des Grafen Salentin Ernst von Manderscheid-Blankenheim seinen Anfang nahm. Diesem Herrscher fühlte sich die Grund- und Hauptschule Jünkerath in hohem Maße verpflichtet. die heutige Jünkerather Schule steht am Ende einer 300jährigen Erziehungs- und Bildungstradition, zu deren Fortsetzung sie sich im bereits erwähnten humanistischen Sinne verpflichtet fühlt.
1991, also genau 300 Jahre nach der ersten Schulgründung, feierte die Grund- und Hauptschule das Jubiläum, verbunden mit der Namensgebung „Graf Salentin Schule Jünkerath“. Schule, Elternschaft, Schulträger und Schulbehörde waren der Ansicht, daß man dem Wohltäter dieser Eifelregion das ihm gebührende Andenken durch die Annahme seines Namens erweisen sollte.Nicht nur sein schulisches Wirken war Motiv der Namensgebung, sondern auch die Tatsache, daß die heutige Eisengießerei in Jünkerath von ihm im Jahre 1687 ins Leben gerufen wurde und noch circa 250 Mitarbeitern Arbeitsmöglichkeit bietet. Am 20. September 1991 fand im voll besetzten Atrium der Schule die feierliche Namensgebung statt. Landrat Nell, der die Schirmherrschaft des Festes übernommen hatte, nutzte die Gelegenheit, die Schule kennenzulernen. Er war der Meinung, daß die Errichtung der Knaben- und Mädchenschule für damalige Zeitverhältnisse eine bemerkenswerte kulturelle Leistung war. Sie sei auch, geschichtlich betrachtet, so herausragend, daß sie in die Lokal- und sogar in die Regionalgeschichte eingegangen sei. Die individuelle Namensgebung machte es Schülern und Lehrern leicht, sich mit „ihrer Schule“ zu identifizieren, die im Kreis Daun einen guten Ruf genieße.
Auf ein Fanfarensignal enthüllten Schulrat, Bürgermeister und Schulleiter das Namensschild unter großem Beifall der Gäste. Wie ein roter Faden wurde in der Feierstunde die Historie der Jünkerather Schule aufgerollt.
Am 21. September 1991 veranstaltete die Schule einen historischen Handwerker- markt im Bereich der Eisenbahnsiedlung „Neue Kolonie“, Die Kulisse hätte nicht besser gewählt werden können. In unmittelbarer Nähe des Schlossen, dem letzten Aufenthalts- und dem Sterbeort des Grafen Salentin Ernst wurde den zahlreichen Besuchern ein buntes Treiben geboten. Glasbläser, Töpfer, Besenbinder und Korb- flechter zeigten ihr Können. Kunstschmiede und Holzschnitzer waren erschienen. Ein altes Druckgerät fertigte Buchstaben in alter Schrift. Es bestand das Angebot, Kutsch- fahrten zu unternehmen. Im Burggelände führte eine Theatergruppe der Schule in historischen Gewändern Szenen aus dem Leben des Grafen Salentin auf. Unter fachkundiger Führung des Eifelvereins wurden Burgführungen angeboten. Eine Musikgruppe spielte mit Laute, Drehleier und Schellenbaum alte Melodien. Eine der ansprechendsten Attraktionen war das historische Dreschen. Hierbei ging alles zu wie annodazumal. Körperkraft und Konzentration waren Voraussetzung für die Handhabung der Dreschflegel. Schüler, als Herolde verkleidet, machten auf Attraktionen aufmerksam. Der historische Markt war nach Meinung der Presse „das Erlebnis“ in Jünkerath seit langer Zeit. Heute ist die Graf Salentin Schule die einzige allgemeinbildende, weiterführende Schule in der Verbandsgemeinde Obere Kyll. Für eine optimale pädagogische Betreuung stehen gut ausgestattete Fachräume wie Biologieraum, Computer- und Fotolabor, Kunst-, Musik- und Englischraum, Lehrküche, Physik- und Chemierau, Werkräume und Schülerbücherei zur Verfügung. Im Sportunterricht werden Turn- und Gymnastikhalle, ein schuleigenes Schwimmbad sowie eine zentrale Sportanlage genutzt. Ein liebevoll hergerichtetes historisches Klassenzimmer mit altem Inventar nebst einer „Graf Salentin Ausstellung“ und einer „Graf Salentin Stube“ gehören ebenfalls zu den Räumlichkeiten.
Seit einigen Jahren besteht an der Graf Salentin Schule die Möglichkeit, über das freiwillige 10. Schuljahr die Mittlere Reife zu erwerben. Wie bereits erwähnt, genießt die Jünkerather Schule einen guten Ruf, der die alltäglichen Unterrichtsarbeit honoriert. Aber auch hervorragende Erfolge in sportlichen Vergleichskämpfen und in Leistungswettbewerben anderer Fachbereich tragen dazu bei. So belegten Jünkerather Schüler/innen in Schwimmwettkämpfen landesweit vordere Plazierungen und erreichten sogar den Bundesentscheid in Berlin. In den letzten sechs Jahren belegte die Graf Salentin Schule ebenfalls herausragende Ergebnisse im Leistungswettbewerb Arbeitslehre. 1993 belegten die Jünkerather den 1. Platz auf Landesebene.
Klassenfahrten der 7., 9. und 10. Klasse gehören jedes Jahr zu den Höhepunkten des Schülerlebens. Ein Skilager in Südtirol komplettiert das Angebot. Das im 8. Schuljahr durchgeführte Betriebspraktikum vermittelt den Schülern außerschulische Erfahrungen in der Wirtschafts- und Arbeitswelt.
Schülergerechte Klassenräume und Schulhöfe machen die Jünkerather Schule nicht nur zu einer Lern-, sondern auch zu einer Lebensstätte. Die über 300jährige Schultradition findet in der Graf Salentin Schule eine hervorragende Fortführung nach dem Motto: „Unsere Schule lebt!“
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