Ein historischer Tag für die Eisenbahnfreunde in Jünkerath

Ein 72 Tonnen schwerer Roheisenpfannenwagen wurde umgesetzt. Nun kommt er an prominenter Stelle gegenüber dem alten Bahnhof direkt ins Blickfeld der Bahnreisenden.
„Das könnte das neue Wahrzeichen für Jünkerath werden“, meinten drei Männer unisono, die an zwei Tagen die Umsetzung des historischen Roheisenpfannenwagens begleitet haben. Manfred Jehnen, Vorsitzender des Vereins Eisenbahnfreunde Jünkerath e.V., Rainer Helfen, er war bis 2019 zwei Jahrzehnte Ortsbürgermeister in Jünkerath und Norbert Bischof, der jetzige Ortschef. Alle drei haben sich von Beginn an tatkräftig dafür eingesetzt, dass der Roheisenpfannenwagen zurück in die Eifel kam und jetzt auch umgesetzt wurde. Doch der Reihe nach.
Bei einer Geschäftsreise im Jahr 2002 hat Peter Theisgen den Roheisenpfannenwagen in einem Stahlwerk in Bremen per Zufall gesehen. Dort standen sechs ausgediente Waggons dieser Bauart. Für den Jünkerather ein Aha-Moment. „Die Dinger wurden doch in Jünkerath gebaut und in Bremen sollten sie verschrottet werden. Ich fragte meinen Geschäftspartner, ob es nicht möglich sei, einen dieser Waggons für die Eisenbahnfreunde in Jünkerath zu bekommen. Und weil das sofort bejaht wurde, haben wir sofort mit den Vorbereitungen begonnen“, erinnert sich Peter Theisgen.
Mit großem logistischem Aufwand wurde der Waggon aus Bremen nach Jünkerath transportiert. Über die Schiene war das nicht möglich, ein Schwertransporter machte sich über die Straße auf dem Weg in die Eifel, Sponsoren übernahmen die Kosten. Seit 2002 stand der Roheisenpfannenwagen auf einem Gleisstück am Eisenmuseum am Römerwall.
Warum der Roheisenpfannenwagen in Jünkerath umziehen musste
Das Eisenmuseum, wo auch das Museum der Eisenbahnfreunde Jünkerath untergebracht war, wurde bei der Flut im Sommer 2021 zerstört. „Das Gebäude stand komplett unter Wasser und wir haben viele wertvolle Exponate durch die Flut verloren“, erinnert sich Manfred Jehnen. Danach wurde das Gebäude mit Grundstück verkauft. „Der Roheisenpfannenwagen hatte deshalb seine Berechtigung verloren, weiterhin hier stehen zu können“, beschreibt Ortsbürgermeister Norbert Bischof die Situation. „In Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde und mit Unterstützung mehrerer Geldgeber wurde die Lösung gefunden. Nun kommt er an prominenter Stelle gegenüber dem alten Bahnhof direkt ins Blickfeld der Bahnreisenden, aber auch der Autofahrer in der Gewerkschaftsstraße“, resümiert Rainer Helfen.
So liefen am frühen Dienstagmorgen die Vorbereitungen für die Verladung des Kolosses. Für den zugstarken Kran war es kein Problem, zunächst die 32 Tonnen schwere Pfanne aus dem Fahrgestell herauszuheben und auf einem Tieflader abzusetzen. Danach kam das Fahrgestell mit 40 Tonnen an den Haken und wurde auf einen weiteren Tieflader gestellt.
Vor Sonnenaufgang am Mittwoch sperrte die Polizei die Umzugsroute. Nach kurzer Fahrt vom Römerwall bis zur Gewerkschaftsstraße begann die Entladung, jetzt in umgekehrter Reihenfolge. Schnell stand das Fahrgestell auf dem neu verlegten Gleisstück, es folgte die Pfanne.
Welche Bedeutung der Eisenbahnwagen für Jünkerath hat
„Die Eisenindustrie und die Eisenbahn in Jünkerath gehören untrennbar zusammen. Dieser Eisenbahnwagen vereinigt dem Grunde nach die gesamte historische DNA des Ortes. Er ist Zeugnis in Sachen Eisenindustrie und Eisenbahn. Es wäre eine Schande, wenn wir diesen Waggon kampflos aufgegeben hätten“, sagte Bischof mit Freude und Stolz.
„Wir danken allen, die mit dazu beigetragen haben, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Auch diesmal unterstützen uns Geldgeber bei der Finanzierung der Kosten in Höhe von rund 20.000 Euro. Wir sind glücklich, dass alles gut verlaufen ist“, sagte Manfred Jehnen am Ende der spektakulären Aktion. Und so steht der Waggon nun an prominenter Stelle und könnte, wie die drei Akteure glauben, das neue Wahrzeichen für Jünkerath werden.
Was ist ein Roheisenpfannenwagen?
Ein Roheisenpfannenwagen ist ein spezieller Eisenbahnwaggon, der für den Transport von flüssigem Roheisen bestimmt ist. In der sogenannten Pfanne, einem hohen, runden und mit Schamott ausgekleideten Behälter, wird das 1400 Grad heiße Roheisen zur Weiterverarbeitung in die Gießerei transportiert. Die Pfanne des Jünkerather Modells wiegt 32 Tonnen. Das Fahrgestellt besteht aus zwei dreiachsigen Drehgestellen und wiegt 40 Tonnen. In Jünkerath wurden rund 700 dieser Spezialwaggons gebaut und in die ganze Welt transportiert.
Quellen: Text: Rudolf Höser, Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors; Fotos: Wolfgang Kreckler und Rainer Helfen.
Zu den Sponsoren zählen die Bürgerstiftung des Landkreises Vulkaneifel, die Kreissparkasse Vulkaneifel und die Verbandsgemeinde Gerolstein.
Weitere Berichte, Videos und Fotos zum Ereignis unter:
www.eisenbahnmuseum-juenkerath.de